Verdienstkreuz am Bande

Verdienstkreuz am Bande

Montag, der 9. Oktober 2023 Aus Von Dorit Linke

Die 15 Minuten Ruhm, frei nach Andy Warhol, trafen heute: mich.

Kaum zu glauben, doch es gibt den unwiderlegbaren Beweis: Das Verdienstkreuz am Bande, überreicht im Schloss Bellevue vom Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier persönlich, für mein Engagement im Bereich Bildung, Literatur und der Schreib- und Leseförderung, auch unter Einsatz moderner digitaler Medien.

Ich bin ehrlich und unendlich dankbar, dass meine Arbeit so herausragend gewertschätzt wird. Seit vielen Jahren bringe ich Kindern und Jugendlichen in Schreibworkshops und mit Lesungen aus meinen Büchern die DDR nahe und werde dabei unterstützt vom Engagement vieler Menschen, die sich für die junge Generation und für Demokratie stark machen.

Allen voran engagierte Lehrerinnen und Lehrer, darüber hinaus so viele andere, die Defizite in der Gesellschaft sehen und ausgleichen, die mit langem Atem unterstützen und Ungerechtigkeiten, die es in unserem Land gibt, abmildern. Menschen, die Vereine gründen, in Bibliotheken arbeiten, Kindertheater und Kulturinitiativen ins Leben rufen und am Leben erhalten. Unermüdlich schreiben sie Förderanträge für Kulturprojekte und begleiten diese leidenschaftlich, eröffnen Kindern verschlossene Welten und regen sie zum Erzählen und Phantasieren an.

Diese nimmermüden Engagierten, die vor dem Anpacken nicht als Erstes fragen: Was habe ich davon?, wissen, dass Bildung, Bücher und aufrichtige Geschichten Grundsteine für unsere Werte, für unsere Demokratie sind. Mit all diesen Menschen teile ich heute diese Ehre.

Danke für diese unfassbare Auszeichnung. Wie schön, dass es sie gibt. Danke, dass diese unter dem Motto „Bildung und Zusammenhalt fördern, Demokratie stärken“ und anlässlich des Tages der Deutschen Einheit vorgenommen wird, das bedeutet mir, meiner Familie und meinen Weggefährt:innen sehr viel.

Jetzt feiere ich erst einmal. Und dann machen wir einfach weiter.

Dorit Linke, Berlin, am 9.10.2023

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei der Verleihung der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland zum Tag der Deutschen Einheit unter dem Motto ‚Bildung und Zusammenhalt fördern, Demokratie stärken‘ im Schloss Bellevue, Dorit Linke / Bildnachweis: Bundesregierung Sandra Steins
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei der Verleihung der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland zum Tag der Deutschen Einheit unter dem Motto ‚Bildung und Zusammenhalt fördern, Demokratie stärken‘ im Schloss Bellevue/Gruppenfoto / Bildnachweis: Bundesregierung Sandra Steins

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Die Rede des Bundespräsidenten zur Ordensverleihung

Der Bundespräsident / Reden / Ordensverleihung zum Tag der Deutschen Einheit

Ordensverleihung zum Tag der Deutschen Einheit

„Bildung und Zusammenhalt fördern, Demokratie stärken“ – unter diesem Motto zeichnet Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier 23 Personen mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland aus. Die Ordensverleihung zum Tag der Deutschen Einheit findet am 9. Oktober um 11.00 Uhr in Schloss Bellevue statt.

Die 15 Frauen und 8 Männer setzen sich in herausragender Weise für mehr Bildungsgerechtigkeit, moderne Wissensvermittlung und in der Elternarbeit ein. Sie sind in der Talentförderung aktiv und kümmern sich um benachteiligte Kinder und Jugendliche. Die Geehrten greifen Fragen und Anliegen der jungen Generation auf, forschen zum Klimawandel, widmen sich der Integration von Zugewanderten und leisten humanitäre Hilfe in Deutschland und weltweit.

Folgende Bürgerinnen und Bürger werden ausgezeichnet

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Dominik Adolphy, Erkrath/Nordrhein-Westfalen

„Du-Ich-Wir“ – so lautet der Name des 2015 von Dominik Adolphy gegründeten Vereins, und er ist Programm: Kindern aus Zuwandererfamilien, aber auch allen anderen, die kommen wollen, bietet „Du-Ich-Wir“ kostenlosen Förderunterricht an. Mittlerweile werden mehr als 700 Schülerinnen und Schüler im gesamten Kreis Mettmann und in Köln unterrichtet, gefördert und von der Grundschule bis zum Eintritt in Ausbildung und Beruf unterstützt. Als während der Corona-Pandemie Lernfrust und die Menge des verpassten Schulstoffs immer größer wurden, begann das Team, auch Ferienprogramme zu organisieren. Es führt diese bis heute fort. Seit Beginn des Angriffskrieges auf die Ukraine kümmert sich der Verein mit speziellen „Ankommenskursen“ um die von dort geflüchteten Kinder. Chancengleichheit für alle jungen Menschen zu schaffen, ist ein gesamtgesellschaftliches Ziel. Es zu erreichen, dazu trägt Dominik Adolphy außerordentlich bei.

Svenja Appuhn, Berlin, Kronberg im Taunus/Hessen

Alle jungen Menschen haben das gleiche Recht auf Bildung. Svenja Appuhn hat bereits als Schülerin in diesem Sinne gehandelt und voller Energie in der Schülervertretung mitgearbeitet. Sie war Vorsitzende des Kreisschülerrates des Hochtaunuskreises und Landesschulsprecherin in Hessen. An ihrer ehemaligen Schule, dem Taunusgymnasium Königstein, wird sie bis heute als großes Vorbild gesehen. Bei einem Schulprojekt begann sie, das Kinderhilfswerk „Childaid Network“ zu unterstützen. Als 2015 Nepal von einem schweren Erdbeben erschüttert wurde, mobilisierte sie 25.000 Schülerinnen und Schüler, um für den Aufbau von Schulen in Nepal zu sammeln. Als Medizinstudentin führt Svenja Appuhn heute ehrenamtlich Projekte im Auftrag von „Childaid Network“ durch. Und dabei belässt sie es nicht. Seit Langem ist sie politisch engagiert, um das Bildungssystem in unserem Land voranzubringen.

Dr. Rubén Martin Cárdenas Carbajal, Rostock/Mecklenburg-Vorpommern

Seit Jahrzehnten setzt sich Rubén Martin Cárdenas Carbajal in Rostock für die Integration und Teilhabe von Zugewanderten ein. Dabei gilt er als einer der herausragenden Brückenbauer – und dies weit über seinen Wohnort hinaus. Mit großem Engagement wirkt er als Geschäftsführer des Migrantenrates Rostock. Rubén Martin Cárdenas Carbajal ist aber auch in herausragender Weise ehrenamtlich aktiv. So hat er den Förderverein des Migrantenrates initiiert, bringt mit dem Netzwerk „Migranet-MV“ mehr als 70 Vereine in Mecklenburg-Vorpommern zusammen und hat den Dachverband der Migrantenorganisationen in den östlichen Bundesländern mit aufgebaut. Außerdem gehört er zu den Gründungsmitgliedern des Bundeszuwanderungs- und Integrationsrates. Rubén Martin Cárdena Carbajal fördert vorbildlich ein friedliches Zusammenleben in unserem Land – und bietet mutig Rassismus in jeglicher Form die Stirn.

Petra Densborn, Worms/Rheinland-Pfalz

„Keiner darf verloren gehen!“ – nach diesem Leitsatz handelt das Christliche Jugenddorfwerk Deutschland (CJD), eines der größten Bildungs- und Sozialwerke in unserem Land. Petra Densborn hat seit mehr als 30 Jahren diesen Leitsatz auch zu ihrer Maxime gemacht. Ohne zu zögern, hat sie sich unmittelbar nach Beginn des Angriffskrieges auf die Ukraine der Schwächsten angenommen. Dank ihres Einsatzes konnten 37 schwerstbehinderte Kinder eines Waisenhauses in der Ukraine mit ihren Betreuerinnen im Gästehaus des Berufsförderungswerks Koblenz, dessen Träger das CJD ist, aufgenommen werden. Auch über ihre Tätigkeit als Vorstand beim CJD hinaus ist Petra Densborn in zahlreichen Ehrenämtern aktiv, um zukunftsweisend den Bereich Jugendbildung voranzubringen – sei es als Vorstandsvorsitzende der Jugendstiftung Baden-Württemberg, im Vorstand des Bundesverbandes der beruflichen Bildungsträger oder im Vorstand der Bundesarbeitsgemeinschaft Evangelische Jugendsozialarbeit.

Mirko Drotschmann, Region Rheinhessen/Rheinland-Pfalz

Junge Menschen sind mit Begeisterung Follower von jemandem, der Schulstoff vermittelt? Mirko Drotschmann hat das geschafft. Sein 2012 gestarteter Kanal „MrWissen2go“ vermittelt Allgemeinwissen, Geschichte und Politik – und dies so verständlich wie spannend. Fast zwei Millionen sehen ihm bei seinen wöchentlichen Erklärungen des Weltgeschehens zu, und es gibt an den Schulen in unserem Land kaum einen jungen Menschen, der seine Erklärvideos zum Fach Geschichte nicht kennt. Dabei fördert Mirko Drotschmann stets auch das Wissen um demokratische Regeln und Werte. In der Schule werden seine digitalen Formate häufig zur Ergänzung des Unterrichts genutzt. Während der Corona-Pandemie waren seine kostenfreien Online-Angebote besonders wertvoll – für Lehrkräfte, Eltern, Schülerinnen und Schüler.

Prof. Dr. Yüksel Ekinci, Dortmund/Nordrhein-Westfalen

Bildung beginnt mit der Geburt, und die ersten Lebensjahre prägen das weitere Leben ganz besonders. Yüksel Ekinci ist Professorin für Erziehung und Bildung im Kindesalter an der Hochschule Bielefeld und hat die überaus wichtige frühkindliche Bildung und Mehrsprachigkeit zu ihrem Forschungsschwerpunkt gemacht. Dabei ist sie keine bloße Theoretikerin. Zuvor war sie Lehrerin an der „Grundschule Kleine Kielstraße“ im Dortmunder Norden. 2006 hat sie erheblich dazu beigetragen, dass diese Schule den ersten „Deutschen Schulpreis“ erhalten hat. Entscheidend dafür war ihr Konzept zur Elternarbeit an der Schule, an der mehr als drei Viertel der Familien eine Migrationsgeschichte haben. Dieses pädagogische Konzept von Schule mit Elternarbeit hat Yüksel Ekinci fortentwickelt und dabei auch die Förderung der Mehrsprachigkeit ins Zentrum gerückt. Denn diese ist eine große Chance für unsere Gesellschaft.

Prof. Dr. Aladin El-Mafaalani, Dortmund/Nordrhein-Westfalen

Der Soziologe, Publizist und Bildungsforscher ist eine der engagiertesten Stimmen in unserem Land, wenn es um das Bildungssystem geht. Dabei ist seine Devise: Pessimismus können wir uns nicht leisten. Ein zentrales Thema für Aladin El-Mafaalani ist Bildungsgerechtigkeit – oder aber Ungerechtigkeit. Als Professor für Erziehung und Bildung in der Migrationsgesellschaft an der Universität Osnabrück forscht er dazu. In zahlreichen Gremien sorgt er mit seiner Fachexpertise dafür, dass möglichst viele Facetten des Themas Bildung wahrgenommen werden. Als ehrenamtlicher Beauftragter in Fragen des muslimischen Engagements in Nordrhein-Westfalen fördert er Teilhabe und Zusammenhalt und wirkt als Vermittler zwischen verschiedenen Positionen. Aladin El-Mafaalani schafft es, einem breiten Publikum zu vermitteln, wie wichtig es für eine Gesellschaft ist, alle jungen Menschen auf die Zukunft vorzubereiten. Damit ist er ein verdienstvoller Brückenbauer in unserem vielfältigen Land.

Serkan Eren, Stuttgart/Baden-Württemberg

Als im Herbst 2015 immer mehr Menschen vor Krieg und Gewalt über die Balkanroute flüchteten, organisierte Serkan Eren zusammen mit einem Freund einen Spendentransport. Angesichts der schlimmen Lage der Geflüchteten wollte er nicht tatenlos bleiben. Nach seiner Rückkehr gründete er einen Verein, aus dem die Hilfsorganisation „Stelp“ hervorging. Der Name steht für „Stuttgart helps“ und verweist auf die Heimatstadt von Serkan Eren, in der er viel Unterstützung erfährt. Mit einem inzwischen internationalen Netzwerk von Ehrenamtlichen engagiert sich der Verein bei Katastrophen und Missständen an vielen Orten der Welt. Dabei nimmt sich „Stelp“ besonders der Kinder an. Serkan Eren war unter anderem auch im Jemen, in der Ukraine und nach dem Erdbeben im Februar in der Türkei aktiv. Seine Einsätze sind oft gefährlich, aber sein Traum ist stärker als jede Furcht: Alle Menschen sollen in Würde und Sicherheit leben und ihre Zukunft selbst gestalten können.

Gerda Hasselfeldt, Fürstenfeldbruck/Bayern

Bereits mit 18 Jahren begann Gerda Hasselfeldt, sich politisch zu engagieren. Es folgte eine beeindruckende politische Karriere: Über zehn Jahre war sie kommunalpolitisch aktiv, und sie gehörte von 1987 bis 2017 dreißig Jahre dem Deutschen Bundestag an. Dabei war sie als Frau oftmals Pionierin in Spitzenämtern. Und auch nachdem sie ihre politische Arbeit beendet hat, hört sie nicht auf, sich in die Gesellschaft einzubringen. Seit 2017 ist Gerda Hasselfeldt – wiederum als erste Frau – Präsidentin des Deutschen Roten Kreuzes. Sie setzt sich dabei nicht nur für eine bessere Vorbereitung auf Krisenfälle ein, sondern weist unermüdlich auch auf deren Ursachen wie den Klimawandel und die Zunahme der extremen Wetterlagen hin. Das Deutsche Rote Kreuz ist eine der wichtigsten Institutionen der Bundesrepublik bei der Leistung humanitärer Hilfe weltweit. Dass sich Gerda Hasselfeldt mit all ihrer Erfahrung in seinen Dienst gestellt hat, verdient Anerkennung und besonderen Dank.

Cordula Heckmann, Berlin

Heute ist die Rütli-Schule in Berlin-Neukölln ein Vorzeigemodell. Dass dies gelingen konnte, ist ganz besonders Cordula Heckmann zu verdanken. Als 2006 die Rütli-Schule im ganzen Land als Problemfall bekannt wurde, übernahm sie Verantwortung und wurde die erste Leiterin der neu gegründeten Gemeinschaftsschule Campus Rütli. In ihrer Dienstzeit hat sie Richtungsweisendes auf den Weg gebracht: Auf dem Campus Rütli werden heute junge Menschen vom Kindergartenalter bis zum Berufseintritt begleitet, und die Schule kooperiert eng mit Vereinen aus der Nachbarschaft. Ganz besonders wichtig war es Cordula Heckmann bei dem Veränderungsprozess, ihre Schülerinnen und Schüler zu ermutigen, Herkunft, familiäre Erfahrungen und eine interkulturelle Lebenswelt als Chance zu begreifen. Ihre Arbeit ist heute bundesweit Vorbild.

Elisabeth Kunze, Bernau/Brandenburg

Vor fast 30 Jahren gründete Elisabeth Kunze die „Ukraine-Hilfe Lobetal“, als sie hörte, dass in einer Klinik in Charkiw Menschen an Hunger starben, weil Lebensmittel fehlten. Seitdem leitet sie den Verein, mit dem sie Hilfsgüter, medizinische Geräte und Ausstattungen für soziale Einrichtungen sammelt und in die Ukraine bringt. Auch nach Beginn des Angriffskrieges auf die Ukraine schaffte sie es, dringend benötigte Güter in das Land zu transportieren und dort an die Partnerorganisationen zu übergeben – bis heute jede Woche mindestens eine Lkw-Ladung. Die gefährlichen Fahrten übernimmt Elisabeth Kunze immer wieder auch selbst. Ukrainischen Geflüchteten hilft sie ganz direkt bei sich zu Hause. Dabei arbeitet sie mit der Anstaltskirchengemeinde Lobetal zusammen, deren Kirchenrat sie angehört. Mit ihrem großen humanitären Wirken ist Elisabeth Kunze ein herausragendes Beispiel für gelebte Solidarität.

Maresi Lassek, Stuhr/Niedersachsen, Bremen

Grundschule als gemeinsamer Lernort für alle – das ist in Deutschland seit mehr als 100 Jahren geltender Auftrag an Politik und Institutionen. Als Leiterin der „Grundschule am Pfälzer Weg“ in Bremen-Tenever hat Maresi Lassek stark dazu beigetragen, dass Chancengleichheit nicht nur ein Ideal bleibt. Auf sie gehen heute bundesweit etablierte Projekte wie „KESCH – Kinder, Eltern, Schule im Dialog“ zurück, die sie in ihrer eigenen Grundschule initiiert hat. Diese liegt in einem Stadtteil, in dem mehrheitlich Familien mit Migrationsgeschichte leben und viele Eltern auf soziale Leistungen angewiesen sind. 2012 wurde ihre Schule mit dem Deutschen Schulpreis ausgezeichnet. Außerdem hat sich Maresi Lassek mit großem Engagement in die bundesweite Debatte über die Weiterentwicklung der Grundschulen eingebracht. Sie war Landesvorsitzende des Grundschulverbandes in Bremen und von 2010 bis 2020 Bundesvorsitzende des Grundschulverbandes.

Prof. Dr. Mojib Latif, Hamburg, Kiel/Schleswig-Holstein

Mojib Latif gehört zu den bekanntesten Klimaforschern weltweit – und zu den ersten, die vor den Folgen des Klimawandels gewarnt haben. Er war Professor am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel und wirkt seit seinem Eintritt in den Ruhestand weiterhin als Seniorprofessor an der Universität Kiel, um den Klimaschutz voranzubringen. Da Wissenschaft nicht Selbstzweck ist, hat er zu den Forschungsergebnissen immer wieder konkrete Vorschläge für eine Umsetzung gemacht. Stets hat er seine Expertise auch auf internationaler Ebene eingebracht, unter anderem als Mitautor der Berichte des Weltklimarates der Vereinten Nationen. Um die breite Öffentlichkeit zu erreichen, hat er in vielen Büchern den Klimawandel für alle verständlich dargelegt. Denn Mojib Latif hat ein Ziel: Durch Bildung, Aufklärung und Information sollen alle dazu motiviert werden, über das eigene Handeln nachzudenken.

Prof. Dr. Harald Lesch, München/Bayern

Forschung ist für Harald Lesch immer ein Abenteuer, und das vermittelt er einem Millionenpublikum – im Fernsehen, im Netz, in Schulen. Der Physik-Professor an der Ludwig-Maximilians-Universität München versteht es, komplexe Zusammenhänge so darzustellen, dass auch Laien sie nachvollziehen können. Besonders bei jungen Menschen weckt er damit großes Interesse an Naturwissenschaften und motiviert sie dazu, Neues zu lernen und zu entdecken. In seinem Fokus steht ganz besonders der Klimawandel und dessen Folgen – das zentrale Zukunftsthema unserer Zeit. Immer wieder bringt sich Harald Lesch auch in die öffentliche Bildungsdebatte ein. Seit vielen Jahren engagiert er sich zudem in der Lehrerfortbildung und mit Vorträgen in Schulen. Dabei zeigt er stets, wie man Fake von Fakten unterscheidet, und stärkt damit unsere Demokratie.

Dorit Linke, Berlin

Das Interesse von jungen Menschen an jüngster Zeitgeschichte ist groß, dennoch wissen viele heute wenig über das Leben und Aufwachsen in der DDR. Die Jugendbuchautorin Dorit Linke ist selbst in Rostock aufgewachsen und schreibt genau darüber. Mit ihren Büchern lässt sie ihre jungen Leserinnen und Leser Zeitgeschichte so authentisch wie lebendig erfahren. Ihre Werke sind Schullektüre und einige werden auch als Theaterstücke aufgeführt. Sie engagiert sich zudem als Zeitzeugin in der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Ganz besonders setzt sich Dorit Linke für die Schreib- und Leseförderung ein und nutzt dabei auch die Möglichkeiten der modernen digitalen Welt. So erreicht sie viele junge Menschen, die nicht zum Buch greifen, und gewinnt sie doch für die Literatur.

Joana Mallwitz, Berlin

Die Dirigentin wird für ihre so präzise wie inspirierte Arbeit auf den Konzertpodien der Welt gefeiert. 2014 ging Joana Mallwitz als damals jüngste Generalmusikdirektorin Europas an das Theater Erfurt, 2018 übernahm sie diese Position am Staatstheater Nürnberg. Von Beginn ihrer Karriere an wurde sie für viele Gastdirigate engagiert. Die mehrfache „Dirigentin des Jahres“ steht für die Zukunft der klassischen Musik mit ihrer universellen, völkerverbindenden Sprache. Angebote für Kinder und Jugendliche sind Joana Mallwitz ganz besonders wichtig. Geradezu Berühmtheit erlangten ihre in Nürnberg begonnenen „Expeditionskonzerte“, die sie in Berlin als Leiterin des Konzerthausorchesters seit dieser Spielsaison weiterführt. Denn Joana Mallwitz will nicht nur allen Generationen die Scheu vor klassischer Musik nehmen, sondern auch vermitteln, wie sie sagt, „was das für eine irre Freude sein kann, so eine Beethoven-Sinfonie anzuhören.“

Dr. Marianne Rädle, Balingen/Baden-Württemberg

Marianne Rädle ist eine der herausragenden Aktiven von „Jugend forscht“, der Nachwuchsinitiative in der Bundesrepublik Deutschland, die das kreative und forschende Lernen in den MINT-Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik fördert. Seit bald 30 Jahren leitet sie Regional- und Landeswettbewerbe, koordiniert das Jugend-forscht-Netzwerk Baden-Württemberg, ist Ansprechpartnerin der Stiftung „Jugend forscht“ – und dies alles ehrenamtlich. Dabei geht es ihr stets um die einzelnen Jungforschenden, und häufig begleitet und unterstützt sie deren individuelle Entwicklung bis weit ins Studium, ins Berufsleben. Mit ihrem beispielgebenden Einsatz hat sich Marianne Rädle um die Förderung überaus vieler Talente verdient gemacht – und damit auch um die Zukunft unserer Gesellschaft.

Dr. Manuela Richter-Werling, Leipzig/Sachsen

Seit der Corona-Pandemie leiden immer mehr junge Menschen an den psychischen Folgen dieser Zeit. Manuela Richter-Werling hat den Verein „Irrsinnig Menschlich“ mitgegründet, der Programme zur Aufklärung über und Hilfe bei psychischen Erkrankungen anbietet. Unter ihrer Leitung wurde bereits vor Jahren das Projekt „Verrückt? Na und! Seelisch fit in der Schule“ konzipiert. Es hat das Ziel, junge Menschen zu sensibilisieren, genauer auf ihre Mitschülerinnen und Mitschüler zu achten und vorurteilsfrei Menschen mit psychischen Problemen zu begegnen. Der Verein hat mit seiner Arbeit bisher Schulen in elf Bundesländern erreicht. Manuela Richter-Werling gibt mit ihrem verdienstvollen Wirken einer ganzen Generation Mut und die Hoffnung, auch in solchen Lebensphasen, die persönlich schwierig sind, verstanden zu werden.

Andrea Schulz, Mannheim/Baden-Württemberg

„Freezone“ ist in Mannheim eine Anlaufstelle für junge Menschen, die auf der Straße leben. Dass dort seit mehr als 25 Jahren große Hilfe geleistet wird, ist ganz besonders Andrea Schulz zu verdanken. Sie hat das von kirchlichen Einrichtungen und der Arbeiterwohlfahrt gegründete Projekt mit entwickelt und aufgebaut. Neben Hilfs- und Übernachtungsangeboten hat „Freezone“ die „Mannheimer Straßenschule“ eingerichtet, in der ehrenamtliche Lehrkräfte mit den jungen Menschen intensiv den Lernstoff erarbeiten, mit dem sie einen Schulabschluss erreichen können. Die Erfolgsquote der „Mannheimer Straßenschule“ ist sehr hoch, und dies motiviert die jungen Menschen auch, ihr Leben weiter in die Hand zu nehmen. Außerdem leistet „Freezone“ in Zusammenarbeit mit dem Mannheimer Drogenverein in Schulen Präventionsarbeit. Andrea Schulz ist nicht nur „Frau der ersten Stunde“, sondern auch Motor und Seele der Anlaufstelle.

Cornelia Seifert, Lehesten/Thüringen

Vorzeigeschulen findet man in unserem Land nicht nur in den Metropolen: Der kleine Ort Lehesten im Thüringer Wald hat eine Schule mit einem ganz besonderen Profil – und dies maßgeblich dank Cornelia Seifert. Sie war Leiterin der „Staatlichen Grundschule Karl Oertel“, in der um die 50 Kinder unterrichtet werden. Da Lehesten an der deutsch-deutschen Grenze lag, hat sie sich unmittelbar nach der Wiedervereinigung dafür stark gemacht, dass die Schule Regionalgeschichte schon den Jüngsten nicht nur vermittelt, sondern sie auch an der Erinnerungsarbeit aktiv teilnehmen lässt. Ihre Projekte wurden mehrfach ausgezeichnet. 2019 erreichte ihre Schule beim Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten den dritten Platz – als einzige Grundschulgruppe unter den bundesweit Ausgezeichneten. Stets hat sich die heutige Ehrenbürgerin auch ehrenamtlich in Lehesten engagiert, sei es bei der Erschließung des Nationalen Naturdenkmals Grünes Band oder im Kirchenchor. Cornelia Seifert zeigt, wie Zusammenhalt generationenübergreifend gelebt werden kann.

Neele Singh, Hamburg

Statt Anonymität kann es auch in einer Großstadt starken Zusammenhalt geben. Neele Singh zeigt dies an der Grundschule ihrer vier Kinder in Hamburg-Wilhelmsburg beispielgebend: Sie engagiert sich als Elternmentorin bei dem Hamburger Projekt „Schulmentoren – Hand in Hand für starke Schulen“. Neele Singh organisiert und leitet einen täglichen Elterntreff, der eine Brücke zwischen der Schule und den ganz unterschiedlichen Elternhäusern baut. In vertrauensvoller Zusammenarbeit wird dort vieles erklärt, was für das Schulleben wichtig, aber oft nicht bekannt ist. Der Erfolg des Projekts spricht für sich. Und damit dieses Beispiel im wahrsten Sinne auch Schule macht, motiviert Neele Singh immer wieder Eltern, an anderen Schulen im ganzen Stadtteil mitzuarbeiten.

Prof. Dr. Heike Solga, Berlin

Zum Thema Chancengleichheit arbeitete die Soziologin bereits während ihres Studiums in der DDR. Auch im wiedervereinigten Deutschland hat es sie nicht losgelassen: Heike Solga hat die Zusammenhänge von Bildung, Arbeit und sozialer Ungleichheit zu ihrem Forschungsschwerpunkt gemacht. Seit Langem ist sie eine der national wie international renommiertesten Bildungsforscherinnen. Sie lehrt an der Freien Universität Berlin und ist Direktorin am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung. Als eine der Ersten hat sie sich um Jugendliche ohne Berufsausbildung gekümmert, und sie hat mit Weitblick aufgezeigt, wie wichtig Chancengerechtigkeit für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft ist. Bei bloßer Theorie hat es Heike Solga aber nie belassen: Die Wissenschaftlerin zeichnet besonders aus, dass sie stets klar macht, wo gehandelt werden muss und wie ihre Forschungsergebnisse praxisnah umgesetzt werden können.

Andreas Steinhöfel, Biedenkopf/Hessen

Die Bücher von Andreas Steinhöfel werden im In- und Ausland, zu Hause und in Schulen gelesen, oft regelrecht verschlungen. Mit dem unterschiedlichen Freundespaar „Rico und Oskar“ hat er zwei der seit Jahren bekanntesten Kinderbuchhelden geschaffen. Die beiden gehören zur vielgestaltigen Welt seiner Figuren, die oftmals Außenseiter oder Benachteiligte sind. Voller Empathie und Sinn für Spannung erzählt Andreas Steinhöfel die Geschichten dieser Alltagshelden, mit denen er junge Menschen ermutigt, an sich selbst zu glauben. Dabei macht er seinen jungen – wie auch den zahlreichen erwachsenen – Leserinnen und Lesern die Bedeutung von Werten wie Toleranz und Weltoffenheit eindringlich klar. Als erster Kinderbuchautor wurde Andreas Steinhöfel in die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung aufgenommen. Immer wieder engagiert er sich auch ehrenamtlich und hält Lesungen in Schulen wie auch in Altenheimen und auf Pflegestationen. Denn solidarisch zu sein, ist nicht nur ein Charakterzug seiner Bücherhelden.

www.bundespraesident.de: Der Bundespräsident / Reisen und Termine / Ordensverleihung zum Tag der Deutschen Einheit

Schreibworkshops zur Politischen Bildung von Dorit Linke

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